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WTO-Kriterien gegen IKuR-Selbstbestimmung
 
Die Bauhütte stellt für die IKuR unter anderem das Mittel dar, um im Bauprozess so viel Autonomie und Mitbestimmung als möglich zu behalten. Vor allem im Bereich Mitarbeit gibt dies zur Zeit einiges zu streiten.

Der ursprüngliche von der IKuR geforderte Beitragskredit von 1,5 Millionen an die Renovation der Dächer konnte wegen dem «Salami-Taktik-Vorwurf» von Erika Siegentaler (SVP) nicht realisiert werden. Deshalb beschloss der Stadtrat damals die gesamte Hüllen- und Betriebssicherheitssanierung der Reitschule vors Volk zu bringen. Der 7,74 Millionen-Kredit allerdings ist kein Beitragskredit (der es uns ermöglicht hätte so umzubauen, wie und mit wem wir es gewollt hätten) sondern ein «gewöhnlicher» städtischer Baukredit, welcher nach bestimmten Kriterien, die in der Submissionsverordnung festgehalten sind, verbaut wird. Damit wurde die Mitbestimmung der IKuR stark eingeschränkt und die Entscheidungen in städtische Gremien verlagert. Im Rahmen dieses Baukredits versuchen die im letzten Megafon vorgestellten Gruppen, in zwei verschiedenen Bereichen unsere Ideen von Mitbestimmung und Mitarbeit zu konkretisieren. Einerseits bei der Planung und andererseits bei der Ausführung.

Zum Thema Mitarbeit

Oft genug betonen wir, was eigentlich unbestritten ist, nämlich: Die Bakikur hat in den letzten elf Jahren mit minimalen Mitteln die Reitschule in Stand gehalten und so den wachsenden Schaden am denkmalgeschützten Haus eingedämmt und wo immer möglich gestoppt. Damit ersparte die Bakikur/IkuR der Stadt Bern hohe Ausgaben. Daraus und aus der Haltung, dass die IKuR als kulturell-sozialer Betrieb bisher Selbstbestimmung über Subventionen und städtische Beeinflussung stellte, leiten wir ab, dass wir auf der «Baustelle Reitschule» nicht nur mitreden sondern auch mitbauen wollen. Bestimmt und baut die Stadt über unsere Köpfe hinweg, wird die Lust, gratis für das «Gemeinwesen» Bern zu arbeiten, proportional abnehmen. Das Ende dieses Spiels wäre dann wohl entweder eine millionenschwer subventonierte «Rote Fabirk» in Bern oder eine Schliessung infolge Mangel an interessierten Leuten.

WTO-Bestimmungen

Unsere Haltung kollidiert jedoch mit oben genannter Submissionsverordnung, welche die Bauvergaben nach WTO Kriterien organisiert. Und WTO heisst hier wie anderswo, ein unsozialer, rein ökonomistischer Wettbewerb soll ermöglicht werden, unabhängig von jeglichen vernünftigen Kriterien. Mit diesen WTO-Kriterien soll vorgegaukelt werden, dass alle mit gleich langen Spiessen ins Rennen einsteigen können, was natürlich unglaublicher Schwachsinn ist. Bevorzugt werden (wie auch weltweit bestens abzulesen ist) diejenigen, die bereits haben. Will heissen Grossunternehmungen, durchrationalisierte Betriebe mit möglichst wenig ArbeitnehmerInnen und grossem Maschinenpark und im Falle der städischen Submissionsverordungn noch ein undurchsichtiges Gerangel mehr oder weniger bekannter bernischer Unternehmungen. Wenig bis keine Chancen auf Aufträge haben Kleinbetriebe oder Betriebe mit einer sozialen Verantwortung, die beispielsweise auch nicht 100- und Nochmehrprozentig einsatzfähige Leute beschäftigen.
           Galt bis anhin, in der Reitschule so umzubauen, dass Personen, die x Stunden Gratisarbeit in der Halle geleistet hatten, bevorzugt wurden, dass auch «schwierige» Personen einbezogen wurden, dass auch «GratisarbeiterInnen», welche ihren eigenen Raum verschönern und funktionaler gestalten wollten, mitarbeiten konnten, dass laufend und bedürfnisgerecht geplant und gebaut wurde und dass Handwerk einen grossen Stellenwert hatte, so müssen wir unsere Bedürfnisse nun so umformulieren, dass darauf mit möglichst günstigen Offerten geantwortet werden kann. Das hat zur Folge, dass unkonventionelle Ideen, Solidaritätsarbeit von befreundeten und IKuR internen Personen kaum mehr zustande kommen.

Drei Formen der Mitarbeit

Trotz dieser Schwierigkeiten gibt es drei Bereiche in denen die IKuR und Bakikur mitarbeiten können:
1. Aufträge im Rahmen der Submissionsverordnung. Die Bakikur offeriert nach städtischen Bestimmungen am günstigsten und kriegt den Zuschlag. (Die Bakikur hat vor allem dort eine Chance, wo es um kleinere Aufträge geht, die keine grosse Infrastruktur im Rücken brauchen.)
2. Spezielle Projekte. Seit Beginn der Bauhütte ist klar, dass bestimmte Bauteile im Rahmen von Projektarbeiten ausgeführt werden, z.B. im Rahmen eines Arbeitslosenprojekts, Integrationsprojekts mit AusländerInnen, mit Solidaritätsarbeit von befreundeten HandwerkerInnen (Gesellenbaustelle), Service Civil International, etc. Hierzu gibt es laufende Verhandlungen.
3. Bei jeder Offerte behält sich die Bauhütte vor, einen Teil der Arbeit durch interne Leute erledigen zu lassen. Diese Personen sind z.T. gelernte HandwerkerInnen, die in der Bakikur organisiert sind, aber auch Laien, zum Beispiel aus dem Sous le Pont oder sonst einer Arbeitsgruppe der Reitschule, welche unqualifizierte Bauarbeiten erledigen.
Bei diesem dritten Bereich werden die Leute von der Bakikur angestellt, aber direkt von den Bauunternehmungen beauftragt. Es ist möglich, Teilzeit zu arbeiten oder auch hundert Prozent, je nach eigenen Möglichkeiten und Bedarf auf der Baustelle. Bis heute haben sich über 20 Personen gemeldet und weitere Anmeldungen sind willkommen. Die Bakikur hat für diese Personen ein Lohnmodell ausgearbeitet und ist zuständig für die Einzahlung der Sozial- und sonstigen Versicherungsleistungen.

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Lohnmodelltabelle